Unsere Kooperation mit dem Extremsportler Wolfgang Kulow

Wolfgang Kulow, in Großenbrode geboren, liebte schon als Kind das Abenteuer und die sportliche Herausforderung.

Das ist er!

Großenbrode, von Wasser umgeben, war der ideale Ort für Wolfgang, das Meer und die unberührte Natur zu erforschen. Mit 7 Jahren begann er mit dem Tauchsport und mit 13 Jahren bildeten ihn Marinetaucher aus. Danach wurde er zur Marine eingezogen und wieder war er in seinem Element: Schwimmen, Laufen und Tauchen standen auf dem Programm. Im Laufe der Zeit erzielte Wolfgang Kulow auch diverse sportliche Weltrekorde im Extremsport. 

In seinem Buch "Das Unvorstellbare wagen" erzählt Wolfgang Kulow seine Geschichte. Ungeschönt. Mit den Höhen und Tiefen seines Lebens als Extremsportler. Er erzählt, wie wichtig es ist, Träume zu haben und diese zu leben. Er zeigt, wie Extremsport auch noch im Alter möglich ist. Und er berichtet davon, dass Erfolg auf einer ausgewogenen Work-Life-Balance, einem perfekten Zeitmanagement und der Liebe der eigenen Familie basiert, auch wenn er genau dies zunächst schmerzhaft lernen musste.

SIBIRIEN 2020

Ein unvorstellbares Abenteuer

Können Sie sich vorstellen, tagelang bei -20°C auf dem Eis zu wandern, keine Heizung zu haben, im Zelt zu übernachten? Für Wolfgang Kulow und seinen Begleiter Stefan Schlett ist das nichts Ungewöhnliches. 

Expedition rund um die Insel Olchon

Wolfgang Kulow hat bereits zwei Mal mit dem Mountainbike und ein Mal zu Fuß auf verschiedenen Strecken den Baikalsee überquert. Diesmal führt der Weg zunächst 200 Kilometer lang rund um die Insel Olchon – mit 730 Quadratkilometern die größte des Baikalsees. Anschließend soll die Tour über das Eis weitergehen in südlicher Richtung nach Litwjanka. Dieser Abschnitt erstreckt sich dann über stattliche 300 Kilometer. „Das wird wieder eine Reise zwischen Himmel und Hölle“, sagt Wolfgang Kulow kurz vor dem Abflug nach Russland. So eine Expedition sei immer geprägt von einem emotionalen Gefälle, Stimmungsschwankungen von ganz euphorisch bis am Boden zerstört. „Es ist eine sehr mentale Geschichte“, sagt Kulow.

„Der über 30 000 Quadratkilometer große Baikalsee als tiefstes Gewässer der Erde ist einfach nur faszinierend“, sagt Stefan Schlett. „Er ist bis zu 1662 Meter tief und hat Trinkwasserqualität. Von Dezember bis Mai friert er solide auf einen Meter Dicke zu, auch das macht ihn so reizvoll.“ Der 58-jährige Unterfranke aus Kleinostheim bei Aschaffenburg kann gar nicht aufhören zu schwärmen. Er reise bereits zum siebten Mal an den Baikalsee. Unter anderem habe er seit 2005 fünf Mal an einem Marathon über das Eis teilgenommen. Aber nicht nur der See, auch seine Tier- und Pflanzenwelt seien besonders. „Dort lebt die einzige Süßwasserrobbenart oder auch der Lachsfisch Omul kommt ausschließlich dort vor.“

Zwei extreme Abenteurer haben sich zusammengetan

Schlett und Kulow haben sich 1992 kennengelernt. In Mexiko-Stadt nahmen sie als zwei von insgesamt nur drei Deutschen an einem Zehnfach-Triathlon teil. „Seit dieser Zeit sind wir freundschaftlich verbunden“, sagt der „freiberufliche Abenteurer“, wie sich Schlett selbst bezeichnet. Eigentlich sei er gelernter Einzelhandelskaufmann. Er habe auch mal ein Marktleiterpraktikum in Bad Schwartau absolviert und dies genutzt, um Norddeutschland intensiv zu bereisen. Daher sei ihm die Region hier nicht unbekannt. In den 1990er Jahren haben er und Wolfgang Kuhlow zum Beispiel 24 Stunden nonstop Schleswig-Holstein von Büsum nach Großenbrode durchlaufen.

2003 sind die zwei Extremsportler gemeinsam 466 Kilometer durch die Taklamakan-Wüste in Nordwestchina gelaufen. „Es ist die zweitgrößte Sandwüste der Erde – ein Sandkasten so groß wie Deutschland“, sagt Schlett, der als erster Deutscher 1987 beim Marathon de Sables, dem Ultramarathon-Wüstenlauf durch die Sahara, mitgemacht hat. Der Unterfranke meisterte auch das Tough-Guy-Schlammhindernisrennen in England und startete 1992 beim Transkontinental-Lauf von Los Angeles nach New York, der über 4800 Kilometer in 64 Tagesetappen absolviert wurde. Jetzt geht es wieder in die Kälte. Erwartet werden Temperaturen von etwa minus 17 Grad Celsius am Tag und rund minus 30 Grad in der Nacht.

Während der Reise gibt es ein Leben auf Sparflamme

Gut vorbereitet geht es los. Etwa 40 Kilogramm Gepäck pro Person werden beide mitschleppen. Neben der funktionalen, atmungsaktiven Kleidung, die sie auf den täglichen Abschnitten tragen, haben sie in ihren Zugschlitten warme Daunenkleidung für die Abende im Zelt, genügend Nahrung – und ganz wichtig: zwei Benzinkocher. „Ohne die ist kein Leben auf dem See möglich“, erklärt Schlett. Mit ihnen wird Essen gekocht und Eis geschmolzen. Als Hauptmahlzeit gebe es Eintopf, fürs Frühstück hätten sie portionsweise abgepacktes Müsli aus Schrot und Babymilchpulver sowie für zwischendurch Riegel dabei. Sie würden jeweils circa 7000 Kalorien pro Tag verbrauchen und könnten nur maximal 2000 bis 3000 zuführen, erläutert Wolfgang Kuhlow und sagt: „Wir leben dort auf Sparflamme und von unseren Fettreserven.“

Die Tour wird kein Spaziergang

Dass es kein Spaziergang wird, verdeutlichen weitere Umstände. Durch die Temperaturunterschiede sowie durch seismografische Aktivitäten in Form von kleinen Erdbeben arbeite das Eis, erklärt der Lensahner und sagt: „Wir rechnen jeden Tag mit gefährlichen Eispassagen.“ Sie müssten dort sehr behutsam sein und in der Not auch mal drei Kilometer entlang eines Risses wandern, bis ein gesicherter Übergang gefunden sei. Auch müssten sie dort sicherlich Stellen mit zwei Meter hohem Brucheis überwinden. Die Eindrücke vor Ort entschädigen aber für die vielen Strapazen. „Das Eis in seiner Unendlichkeit zieht einen magisch an. In der atemberaubenden Stille hört man sein Herz laut schlagen und die Sterne sind klar wie Schweißbrenner“, sagt Kulow. Trotz der bevorstehenden Anstrengungen freut er sich auf die Reise, die für ihn auch einen besonderen Moment bereithält. Im Laufe der Tour absolviert er seinen 2000. Kilometer auf dem Eis.

Text: Markus Billhardt (LN 21.02.20)

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